Fazit von Kempten gegen Rechts zum langen „Querdenken-Wochenende“ im Allgäu

Langes Wochenende voller Enttäuschungen für die allgäuer „Corona-Rebell:innen“

Für die Zeit vom 19.12. bis 21.12.20 hatten unterschiedliche Ableger der „Querdenken-Bewegung“ zu Versammlungen im ganzen Allgäu aufgerufen. Die Initiative Kempten gegen Rechts verlegte ihren Gegenprotest aufgrund der momentanen Pandemie-Lage von der Straße ins Internet und rief zum Online-Protest in verschiedenen sozialen Netzwerken auf.

Das lange Wochenende der Solidaritätsverweigerer, Verschwörungsmythen, Diktatur-Vergleiche, der Halb- und Unwahrheiten und des unsolidarischen und egoistischen MNS-Gezeters im Allgäu ist zu Ende und wir möchten uns bei all den tollen Menschen, die sich an unserem Online-Protest beteiligt haben für Mitmachen ganz herzlich bedanken!

Wir haben nochmal alle Fotos, die wir finden konnten zusammengepackt und unter dem Hashtag #mitdenkenstattquerdenken könnt ihr euch die einzelnen Statements zu den Bildern auf Facebook, Instagram und Twitter nochmal ansehen. Insgesamt können die allgäuer „Querdenker“ wohl keinen großen „Erfolg“ für die vergangenen Tage verzeichnen. Zumindest in deren Chatgruppen scheint die Stimmung eher bedrückt zu sein.

Der für Freitag geplante Auto-Corso in Kaufbeuren wurde vom Organisator kurzfristig abgesagt, da nur 3 Autos am Startpunkt „Parkplatz Waldfriedhof“ erschienen sind.

Die „Youngsters-Demo“ am Samstag auf dem Hildegardplatz in Kempten wurde vom Verwaltungsgericht Augsburg auf 200 Personen beschränkt – 1000 waren angemeldet. Alle weiteren Teilnehmer:innen, die keinen Platz mehr im abgegrenzten Bereich bekamen und sämtliche Passant:innen wurden von der Polizei konsequent weitergeschickt um weitere Menschenansammlungen zu vermeiden. So konnten sich die Querdenker:innen also nur selbst bemitleiden und belügen. Zudem wurden alle angeblichen Atteste von der Polizei gründlich zur Prüfung gelistet und an alle ohne Maske wurden Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen und (insgesamt 112) Platzverweise verteilt.

Am Sonntag tingelte die sogenannte „Frauen-Bustour“ der Querdenken-Ableger-Partei „Wir2020“ erst nach Memmingen, wo 9 der rund 60 Teilnehmer:innen (inkl. Der Veranstalterin Frau Rosen) Anzeigen wegen Verletzung der Maskenpflicht und zweifelhaften Attesten erhielten. Außerdem durfte der Ex-Polizist Langhans nicht als Redner auftreten weil er sich weigerte eine Maske zu tragen und wurde von der Polizei des Platzes verwiesen.

Abends in Füssen zog der „Rosen-Bus“ gerade einmal 16 Fans zum Stadtbrunnen.

Stattdessen wurden sie von einigen kritischen Plakaten begrüßt und begleitet, denen im Vorfeld (und vermutlich auch nach) der Versammlung wesentlich mehr Aufmerksamkeit durch Spaziergänger:innen zukam als den Redner:innen mit ihren wiederholten Diktatur-Vergleichen und die Empörung über das zuvor Erlebte in Memmingen.

Am Montag machte der „Wir2020“-Parteiwerbebus dann auch Halt in Kempten. Dort durfte die „Rosen-Crew“ dann angeblich zum ersten Mal während ihrer Tour ihren immer gleichen Vortrag innerhalb einer Absperrung auf dem Hildegardplatz an rund 40 Teilnehmer:innen herantragen. Auch dort griff die Polizei gleichermaßen konsequent durch wie zuvor bei der „Youngsters-Demo“ am Samstag.

Da die allgäuer „Corona-Rebell:innen“ jetzt natürlich leider nicht müde werden zu versuchen das von ihnen so bezeichnete „Merkel-Regime“ zu stürzen, uns „Schlafschafe“ mit ihren glänzenden Weisheiten zu erleuchten und den Menschen, die sich zum Großteil an die Maßnahmen halten, selbst über die Feiertage keine Ruhe lassen wollen, gilt es natürlich weiterhin Haltung und Solidarität zu zeigen.

Die Weihnachtszeit war für alleinstehende, einsame und psychisch belastete Menschen und jene ohne festen Wohnsitz schon immer keine fröhliche „Lebkuchen-Zeit“. Die harten Maßnahmen werden die Situation dieser Menschen noch zusätzlich verschlechtern.

Den betroffenen Betrieben entgeht ein erheblicher Teil ihrer Jahresumsätze und den allermeisten Angestellten ein großer Teil ihrer Löhne, sofern einige nicht bereits ihre Jobs verloren haben.

Kulturschaffende und Veranstaltungsbetriebe sitzen seit dem ersten Lockdown vollkommen auf dem Trockenen und die Menschen im medizinischen und im Pflegebereich werden immer noch nicht anständig für‘s „Köpfe hinhalten“ entlohnt und sind weiterhin erheblichen physischen und psychischen Belastungen und extremen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Und nicht zu vergessen die miserablen Arbeits- und Wohnbedingungen zahlreicher („Gast“-)Arbeiter:innen in ausbeuterischen Großbetrieben.

Es fehlt massiv an Hilfe- und Unterstützungsangeboten für Menschen die besonders hart von den Auswirkungen der Maßnahmen betroffen sind.
Die Bedingungen für Menschen in Wohnheimen, Sammelunterkünften und Gefängnissen sind hochproblematisch und teilweise mehr als verantwortungslos und an den europäischen Außengrenzen lässt die EU weiterhin Menschen in Lagern unter katastrophalen Zuständen verrotten.

 

Darum:
Zeigt eure Solidarität gegenüber all den Betroffenen.
Macht im Rahmen eurer Möglichkeiten immer wieder auf diese Missstände aufmerksam.
Schafft und /oder unterstützt solidarische Strukturen, Initiativen und Organisationen, die sich für Menschen einsetzen, die in der Krise noch mehr auf der Strecke bleiben als zuvor. Unterstützt Branchenverbände und Gewerkschaften bei ihren Forderungen und beteiligt euch an deren Kämpfe für ausreichende Hilfen und die bedingungslose Grundsicherung von Existenzen.

Die jetzige Krise verstärkt die massiven Missstände, die der Kapitalismus schon immer hervorbringt. Setzt euch gemeinsam mit uns und anderen ein für eine gerechte Welt abseits von Konkurrenz, Ausbeutung und Diskriminierung! Für eine Welt in der kein Mensch zurückgelassen wird!