Statement der Initiative Kempten gegen Rechts zur aktuellen Pandemie-Lage und den geplanten „Querdenken“-Veranstaltungen im Allgäu
Wir verzichten auf Kundgebungen, aber nicht auf nötigen Protest
Seit dem Aufkommen der Demonstrationen gegen eine vermeintliche „Corona-Diktatur“ Ende April 2020 haben wir uns als Initiative Kempten gegen Rechts den „Corona-Rebell:innen“, deren Schulterschluss mit Rechts, Verschwörungsideologien, NS-Verharmlosungen und Vergleichen, Diktatur-Vergleichen, anderen menschenfeindlichen Äußerungen sowie dem egoistischen und unsolidarischen Auftreten und Verhalten der selbsternannten „Querdenker:innen“, regelmäßig und mit unterschiedlichen Aktionen, entgegengestellt.
Immer und immer wieder standen wir mit unserem Gegenprotest am Hildegardplatz (aber auch in anderen Städten und zuletzt im Illerstadion) und begleiteten die „Querdenken“- Veranstaltungen kritisch oder versuchten die Kundgebungen und Demozüge – teils erfolgreich – zu stören und machten diese manchmal auch zum völligen Desaster für die Organisator:innen. Unser Ziel bei all dem: Auf die Gefährlichkeit dieser Bewegung aufmerksam machen und die „Querdenken“-Proteste öffentlich delegitimieren.
Dabei haben wir stets auf die Einhaltung der erforderlichen Maßnahmen zu unserem eigenen und zum Schutz unserer Mitmenschen geachtet.
Nun nähert sich das Jahr 2020 langsam dem Ende, das gefährliche und verantwortungslose Treiben von „Querdenken“ auf der Straße, online und in deren Chatgruppen, die konstant Zulauf erfahren, jedoch nicht.
Trotz der massiv steigenden Corona-Fallzahlen und dem gesteigerten Infektionsrisiko mobilisieren sie zu Kundgebungen. Dabei ignorieren sie Hygiene- und Abstandsregeln und umgehen die Maskenpflicht. Allein in den nächsten 7 Tagen sind mehrere Veranstaltungen aus dem verschwörungsideologischen Milieu im ganzen Allgäu angekündigt.
Demnach ist am Freitag, den 18.12. ein Auto-Corso geplant, der dann ca. eine Stunde lang durch und um Kaufbeuren herum fahren soll.
Für Samstag, den 19.12 steht in Kempten eine „Schülerdemo“ der „Querdenken-Youngsters“ unter dem Motto „Nicht mit uns“, an.
Am Sonntag, den 20.12. soll dann die sogenannte „Frauenbus-Tour“ jeweils einen Stop in Memmningen und in Füssen machen.
Am Montag den 21.12. ist dann auch ein Stop der „Frauenbus-Tour“ in Kempten geplant.
Nach dem Vorbild der „Corona-Infotour“ mit Samuel Eckert und Bodo Schiffmann, die am 16. November in Kempten hielt und rund 800 Menschen anzog, fahren diesmal in der Szene aktive Frauen von Stadt zu Stadt, um ihre Verschwörungsideologien rund um das Coronavirus zu verbreiten. Nach Halten in anderen Städten gab es Berichte über Verstöße gegen die Corona-Maßnahmen sowie über Diffamierungen, Lügen und Hetze – wie immer gleichzeitig mit Floskeln über Liebe, Frieden und Menschlichkeit. An Bord der Superspreader-Tour befindet sich beispielsweise Eva Rosen, die im Interview mit dem extrem rechten Medium Compact von der „Gleichschaltung der Medien“ und einer „Zensur“ schwadroniert. Oder Miriam Hope, die allerlei Geraune über manipulierte Corona-Tests verbreitet und ansonsten gerne Interviews mit „patriotischen Gästen“ wie Mario Buchner und Thorsten Schulte führt.
(Hinweis: Wer im Allgäu bei „Querdenken“ sonst so auf die Straße geht, könnt ihr am Freitag den 18.12. um 19.30 Uhr in einem Online-Vortrag von Allgäu ⇏ rechtsaussen erfahren. Anmeldung unter: webinar-querdenken-memmingen@allgaeu-rechtsaussen.de)
Sollten die genannten Versammlungen stattfinden (können), ist mit der üblichen Mischung aus Anhänger:innen von Verschwörungsideologien, Impfgegner:innen, Reichsbürger:innen und extremen Rechten zu rechnen. Ungebrochen verbreiten die „Querdenker:innen“ in ihren (auch von extremen Rechten unterwanderten) Telegram-Kanälen Artikel rechter Medien und andere unseriöse (Internet-)Quellen. Sie stoßen dabei bei extremen Rechten, sich „friedlich“ gebenden Esoteriker:innen sowie vermeintlich „bürgerlichen“ Akteur:innen auf große Zustimmung.
Hohe Infektionszahlen sind seit Monaten Normalität. Die Anhänger:innen der Verschwörungsmythen haben auch bei deutlich höheren Inzidenzwerten im Allgäu protestiert – und wir gegen sie. Trotzdem möchten wir in der aktuellen Situation die Lage neu bewerten. In den kommenden Wochen werden Menschen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten gemeinsam Zeit verbringen. Eine rasante Verbreitung des Virus wird dadurch wahrscheinlicher. Diese wäre für uns alle fatal.
Vor diesem Hintergrund halten wir einen Fokus auf digitalen Protest für verantwortungsvoll und vertretbar. Darum rufen wir alle verantwortungsbewussten Menschen in den genannten Städten und im ganzen Allgäu zu alternativem, kreativem Protest unter dem Motto „Mitdenken statt Querdenken“ auf. Nutzt einen Teil der Lockdown-Zeit und beteiligt Euch am Online-Protest:
Werdet kreativ – Hängt z.B. Schilder oder Banner mit eindeutigen Botschaften aus euren Fenstern oder von euren Balkonen, an eure Gartenzäune, macht Fotos davon oder von Euch selbst mit Maske und entsprechender Botschaft und stellt diese unter den Hashtags #mitdenken #[Stadtname] #allgäu online.
Bleibt gesund! #stayhome #staysafe
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